Psychotherapie Frankfurt am Main
Evangelia Arvaniti  

Wann sie wirkt – und wann die Grenzen erreicht sind

Eine Paartherapie ist ein mächtiges Werkzeug, um Beziehungen zu heilen und zu stärken. Doch nicht jede Therapie führt zum gewünschten Ergebnis. Es gibt bestimmte Voraussetzungen, unter denen eine Paartherapie ihre volle Wirkung entfalten kann, und andere Situationen, in denen ihre Grenzen erreicht sind oder sie sogar zum Scheitern verurteilt ist. Das Verständnis dieser Dynamiken ist entscheidend, um realistische Erwartungen zu haben und den bestmöglichen Nutzen aus dem Prozess zu ziehen.

Wann Paartherapie funktioniert: Die Erfolgsfaktoren

Der Erfolg einer Paartherapie hängt maßgeblich von der Haltung und dem Engagement beider Partner sowie der Qualität der therapeutischen Begleitung ab.

1. Beidseitige Motivation und Engagement

Dies ist der wichtigste Faktor. Paartherapie funktioniert, wenn beide Partner den ehrlichen Wunsch haben, an der Beziehung zu arbeiten und bereit sind, sich aktiv auf den Prozess einzulassen. Dazu gehört:

  • Bereitschaft zur Selbstreflexion: Beide müssen bereit sein, ihren eigenen Anteil an den Problemen zu erkennen und zu hinterfragen, statt nur dem Partner die Schuld zuzuschieben.
  • Offenheit und Ehrlichkeit: Die Bereitschaft, eigene Gefühle, Bedürfnisse und auch Ängste offen anzusprechen.
  • Wille zur Veränderung: Die Bereitschaft, neue Verhaltensweisen auszuprobieren und alte Muster zu durchbrechen, auch wenn es unbequem ist.
  • Konsequenz zwischen den Sitzungen: Die Bereitschaft, "Hausaufgaben" zu machen und die erlernten Strategien im Alltag umzusetzen.

2. Der richtige Zeitpunkt

Paartherapie ist am effektivsten, wenn sie nicht erst als letzter Ausweg in Betracht gezogen wird, wenn die Beziehung bereits am Zerbrechen ist. Je früher ein Paar professionelle Hilfe sucht, wenn Probleme auftauchen, desto größer sind die Chancen auf Erfolg. Ein gewisses Maß an emotionaler Verbundenheit und Hoffnung sollte noch vorhanden sein.

3. Akzeptanz der therapeutischen Rolle

Beide Partner müssen die Allparteilichkeit des Therapeuten akzeptieren und ihn als Unterstützer des Paares (nicht eines einzelnen Partners) wahrnehmen. Das Vertrauen in die Methode und die Kompetenz des Therapeuten ist ebenfalls entscheidend.

4. Lernbereitschaft und Geduld

Veränderungen in Beziehungsdynamiken brauchen Zeit. Paartherapie funktioniert, wenn das Paar geduldig ist, auch Rückschläge als Teil des Prozesses akzeptiert und bereit ist, kontinuierlich zu lernen und zu üben.

5. Klare Ziele

Wenn das Paar (mit Unterstützung des Therapeuten) klare und realistische Ziele für die Therapie definiert hat, ist der Weg zum Erfolg viel deutlicher. Ob es darum geht, Kommunikation zu verbessern, Vertrauen wiederherzustellen oder eine Entscheidung über die Zukunft der Beziehung zu treffen.

Wann Paartherapie NICHT funktioniert: Die Grenzen
Es gibt Situationen und Umstände, unter denen eine Paartherapie an ihre Grenzen stößt oder sogar kontraproduktiv sein kann:

1. Fehlende Motivation bei einem Partner

Der häufigste Grund, warum Paartherapie scheitert, ist, wenn einer der Partner nicht wirklich an der Beziehung arbeiten will oder innerlich bereits mit ihr abgeschlossen hat. Wenn ein Partner nur "mitgeht", um dem anderen einen Gefallen zu tun, aber keine eigene Motivation zur Veränderung zeigt, wird die Therapie wenig bewirken.

2. Unerkannte oder unbehandelte individuelle Probleme

Wenn einer der Partner unter einer schweren, unbehandelten psychischen Erkrankung (z.B. schwere Depression, Persönlichkeitsstörung, Suchterkrankung) leidet, die das Beziehungsverhalten maßgeblich beeinflusst, sollte diese Erkrankung primär in einer Einzeltherapie behandelt werden, bevor oder parallel zur Paartherapie. Unbehandelte Süchte oder Gewalt in der Beziehung sind ebenfalls Hindernisse.

3. Mangelnde Offenheit oder Unehrlichkeit

Wenn Partner dem Therapeuten wichtige Informationen vorenthalten oder unehrlich sind, kann der Therapeut die eigentlichen Probleme nicht richtig erfassen und somit auch nicht effektiv helfen.

4. Fehlendes Vertrauen zum Therapeuten

Wenn sich ein oder beide Partner beim Therapeuten nicht wohlfühlen, sich nicht verstanden oder sogar beurteilt fühlen, ist keine Basis für eine erfolgreiche Arbeit gegeben.

5. Unrealistische Erwartungen

Wenn ein Paar erwartet, dass der Therapeut alle Probleme wie von Zauberhand löst oder dass die Therapie innerhalb weniger Sitzungen Wunder bewirkt, kann dies zu Enttäuschung und Abbruch führen.

6. Bestehende Gewalt oder Missbrauch

In Beziehungen, in denen körperliche, emotionale oder psychische Gewalt stattfindet, ist Paartherapie oft nicht die erste Wahl. In solchen Fällen ist zuerst die Sicherheit des Opfers zu gewährleisten und individuelle Hilfe (z.B. Frauenhaus, Einzeltherapie) anzustohen. Paartherapie könnte hier sogar dazu missbraucht werden, die Kontrolle des Täters zu verstärken.

Fazit

Paartherapie ist ein wirksames Mittel, um Beziehungen zu stärken und Konflikte zu lösen, wenn beide Partner bereit sind, aktiv mitzuarbeiten und sich dem Prozess zu öffnen. Sie bietet einen sicheren Rahmen, um Kommunikation zu verbessern, tieferes Verständnis zu entwickeln und neue Wege im Miteinander zu finden. Wo diese Grundvoraussetzungen fehlen, stößt auch die beste Paartherapie an ihre Grenzen.

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